Mörderisch: der Denunziations-Luftschläge-Krieg der NATO in Afghanistan.

Schon wieder hat die NATO eine ganze Einheit von Karzai-Polizei („Azubis“) aus Versehen per Luftschlag gezielt getötet. Sie „untersucht“ das jetzt wie üblich wieder (bis der „Vorfall“ von den westlichen Medien vergessen bzw. durch einen frischen „Vorfall“ überholt ist). Das vermutliche Ergebnis der Untersuchung wird sowieso wahrscheinlich top secret bleiben. (Und Wikileaks ist offenbar auch sehr geschwächt.) Denn die Menge solcher Versehen deutet auf systemische Ursachen, die zwar nicht schwer zu erraten sind, dennoch aber Tabu bleiben müssen, weil sie das Wesen dieses Krieges betreffen: Dieser Krieg wird hauptsächlich mit „gezielten Tötungen“ durch „Luftschläge“ geführt – und die Ziele dieser Schläge werden von „einheimischen“ Informanten (Denunzianten) bei den NATO-Geheimdiensten (z.B. BND, MAD) gemeldet. Diese durch strikte Anonymität „geschützten“ Denunzianten müssten ja Heilige sein, wenn sie nicht ab und zu Clanrachen und „ethnische“ Fehden per Anruf bei den NATO-Diensten regeln würden. Die Kombination ist teuflisch, weil die Luftschläger aus ihrem Jet und in den wenigen Sekunden des Schlages nicht nachprüfen können, ob die Opfer nicht Karzai-Polizisten sind. Inzwischen sollen auch bei der Bundeswehr schon schwarz-makabre Witze im Umlauf sein: Es bestehe eine Wahrscheinlichkeit von etwa einem Drittel, dass es sich bei den jeweiligen Karzai-Truppen um eingeschlichene Taliban handle – und dann wäre ein Versehen entweder doch keins, oder es würde jedenfalls die zulässige Collateral-Damage-Rate nur unwesentlich überschritten.

Dieser Krieg ist derartig schmutzig, dass der sofortige Abzug der Bundeswehr in keinem denkbaren Szenario einen schlimmeren Zustand hervorbringen kann als den der jetzigen „Stabilisierung“.

Am 7. April: Dritte Tagung des Appells „Heraus aus der Sackgasse in Afghanistan“

Dass der Krieg in Afghanistan und die Beteiligung der Bundeswehr daran Sackgassen sind, müsste inzwischen auch den bisher Zweifelnden klar sein. Was ist von all den schönen Ausssichten auf von der Bundeswehr militärisch erzwungene Frauenemanzipation und Demokratie geblieben?

Nur die letzten Nachrichten aus der deutschen Zone: Massenaufruhr im „vorbildlich stabilisierten“ Mazar-i-Sharif, Überfall auf das UNO-Gebäude und Ermordung von UNO-Mitarbeitern – unter den Augen der Bundeswehr. Grund des Aufruhrs die Verbrennung des Korans durch einen christlichen Fanatiker in den USA nach der Logik „Mitgefangen mitgehangen“. – Sehr verdichtete Hinweise auf intensive Beteiligung des KSK an der Praxis der „gezielten Killungen“. Ob das KSK selbst sogenannte „Kill-Teams“ (wie die USA) unterhält, ist unwahrscheinlich – allerdings arbeitet es, wie es scheint, zusammen mit dem BND  intensiv mit an der Erstellung von Killungs-Listen für solche „Kill-Teams“. – Schließlich: Alle Truppen der ISAF, also auch die Bundeswehr, werden von der afghanischen Bevölkerung (mit gewissem Recht) für die Praxis der Drohnen-Killungen verantwortlich gemacht. Diese Drohnen-Killungen gelten inzwischen in der gesamten  islamischen Welt als Nonplusultra einer zutiefst „feigen“ Kriegführung, zu der nur „christliche Westler“ fähig seien: anonyme Denunzianten lassen nach völlig unkontrollierbaren Kriterien die Opfer auf die Killungslisten (u.a. des KSK) setzen – Computersoldaten im sicheren Texas programmieren die Ziele ein und lenken dann im sicheren Texas die Drohnen auf die Dörfer der Opfer. Und die ISAF-Sprecher reden dann noch weiter von der „Feigheit“ ihrer Gegner – in einer Kultur, in  der noch ein eher mittelalterliches Ideal von „Tapferkeit“ herrscht.

Betrachtet man also die Afghanistan-„Mission“ in ihrem gesamten, auch technischen, kulturellen und eskalationslogischen Zusammenhang, so stellt sie sich als eine GAUrisikotechnologie heraus, die es ebenfalls sofort abzuschalten gilt.

Dazu möchten wir auf dem 3. Werkstatt-Treffen unseres Appells „Heraus aus der Sackgasse in Afghanistan“, in dem die heute nicht mehr bezweifelbaren Wesenszüge dieses „schmutzigen“ Krieges beim Namen genannt wurden, einen weiteren analytischen Beitrag leisten. (Kann weiter im Netz unterzeichnet werden.)

WANN? Donnerstag, 7. April 2011, 16.30 Uhr bis 21.30 Uhr

WO?  In der Evangelischen Stadtakademie Bochum, Klinikstr. 20

MIT WEM? Tobias Pflüger (IMI-Tübingen): „Vom Einsatz her gedacht“ – Zur „Reform“ der Bundeswehr. – Robert Zion: „Den Unwillen der Gesellschaft in die Pro-Kriegs-Parteien tragen – am Beispiel der GRÜNEN“. – Andreas Zumach: (Zur Libyen-Intervention)

Hiermit sind alle InteressentInnen und/oder Neugierigen herzlich eingeladen, besonders auch GRÜNE

PS.: Der „Kill-Team“-Skandal weitet sich aus. Dabei wird systematisch fehlinformiert: Ein einziges Kill-Team wird herausgepflückt, weil es Killungen von Zivilisten, die nicht auf den Killungslisten standen, vorgenommen und davon besonders zynische Fotos geschossen hat. Angeblich hat dieses Team gegen die Grundsätze von good governance solcher Teams verstoßen: Alle Killungen nach Listen sind „gut“, bloß Killungen außerhalb von Listen sind nicht okay – wer Listen „abarbeitet“, ist ein guter demokratischer Killer (vielleicht gehören auch schon Scharfschützen der Bundeswehr dazu).

Das Rätsel der zwei Zweidrittelmehrheiten

Bei repräsentativen Umfragen sprechen sich jeweils etwa zwei Drittel der Befragten in Deutschland gegen den Krieg der Bundeswehr in Afghanistan (und für den Rückzug) sowie für die weitere Führung dieser Bundeswehr durch Minister Guttenberg aus (trotz dessen „handwerklichen Fehlern“ in seiner Doktorerwerbs-Strategie und -Taktik).

Wenn man annimmt, dass die Mehrheit des bellizistischen Drittels (darunter viele Grünenwähler/innen) auch für den Oberkommandierenden Guttenberg votiert und die Mehrheit des Anti-Guttenberg-Drittels für den Abzug aus Afghanistan ist, stellt – grob überschlagen – das Schnittmenge-Drittel ein Rätsel dar.

Schizophrenie? Weibliche (und männliche) Suggestibilität durch den angeblichen Sex-Appeal? Oder die Annahme, dass der Minister, der die Wehrpflicht de facto abgeschafft und es dadurch unmöglich gemacht hat, dass jemals ein junger Deutscher, der sich nicht freiwillig dazu gemeldet hat, in Afghanistan fallen kann – dass dieser Minister den heimlichen Plan verfolgt, die Wehr in Kürze zurückzuziehen?

Gegen die zuletzt genannte Hoffnung spricht natürlich gerade die Umstellung der gesamten Wehr auf sogenannte „Elite“-Soldaten mit Profimentalität, die sich noch nie in der Geschichte viel Gedanken über Demokratie und Zivilistenrechte im Krieg gemacht haben. Es spricht auch Guttenbergs bedingungslose Zustimmung zur Petraeus-Eskalations-Strategie dagegen.

Also stehen wir beim Schnittmenge-Drittel vor dem Rätsel eines schwarzen Lochs. Bitte melden, wer hineinleuchten kann.

Termin! 2. Werkstatt-Treffen zum Appell „Heraus aus der Sackgasse in Afghanistan!“

Eine kleine Meldung vom 3.9.2010 (WAZ): „ZEHN ZIVILISTEN BEI ANGRIFF DER NATO GETÖTET“. und zwar in der deutschen Zone. Wie Wikileaks dokumentiert hat, finden solche Massaker praktisch ununterbrochen seit Jahren statt. NATO und Bundeswehr verfolgen mit der Strategie der „gezielten Tötungen“ das Ziel, alle „Taliban“ zu „eliminieren“ (und produzieren dadurch ständig neue „Taliban“). In diesem Blog ist oft dokumentiert worden, dass diese Massaker auf anonyme Denunziationen von „Informanten“ zurückgehen, die häufig ihre Privatrache von der NATO (inclusive Bundeswehr) exekutieren lassen. So auch diesmal: 3 Autos von Wahlkämpfern für die Parlamentswahl am 18.9. mit ihren Insassen wurden feige aus der Luft ausgelöscht. (Natürlich durch bewusste Fehlinformation von Denunzianten eines anderen Clans. Anruf bei der NATO genügt.) Wer das weiter unterstützt wie die Führung der Grünen und wer weiter schläft wie die Basis der Grünen, unterstützt nicht bloß einen Krieg, „der nicht zu gewinnen ist“, sondern einen skrupellos exterministischen, mörderischen Krieg. Deshalb ist der Appell „Heraus aus der Sackgasse in Afghanistan“, der diese Kriegführung beim Namen nennt, als Ergänzung kurzgefasster Abzugsforderungen der Friedensbewegung bitter notwendig und wichtig, weiter zu unterzeichnen.

Zur analytrischen und gleichzeitig mobilisierenden Vertiefung dieses Appells der Zeitschriften kultuRRevolution, AMOS, DISS-journal, A + K, etcetera ppf „Heraus aus der Sackgasse in Afghanistan!“ findet demnächst ein zweites Werkstatt-Treffen statt, zu dem alle Interessierten eingeladen sind.

WANN? DONNERSTAG, 23. SEPTEMBER 2010, 16.30 – 22.00 Uhr

WO? EVANGELISCHE STADTAKADEMIE BOCHUM (Klinikstraße 20, 44791 Bochum; in zentraler Lage)

Es referieren und diskutieren: Bernhard Nolz/Wolfgang Popp (Siegen): Zur Rolle der Bundeswehr in der deutschen Zivilgesellschaft (insbesondere Schulen) – Tobias Pflüger (Tübingen/Berlin): Zur Militärstrategie der globalen Großmacht Deutschland – Andreas Zumach (Genf): Zur Strategie eines Ausstiegs aus dem Krieg in Afghanistan.

Afghanistan: jetzt auch noch ein riesiges Ölfeld unter der Sackgasse gemeldet!

Unter der deutschen Zone im Norden Afghanistans liege eines der größten Ölfelder Mittelasiens. Das soll erst jetzt entdeckt worden sein. Die Frage ist wohl eher, weshalb es ausgerechnet jetzt (wieder, und diesmal groß) medial ausposaunt wird. Ist das nun ein Akt der Verzweiflung? Denn vor Tische las mans anders: Als unser Ex-Pazifistenfreund Ludger Volmer 1999 die circa 50000 Bombenangriffe auf Belgrad, Prishtina und andere Großstädte des Balkans rechtfertigte, war eines seiner wichtigsten Argumente noch, dass es unter dem Kosovo kein Öl gäbe und dass das bewiese, die 50000 Bombenangriffe auf Großstädte hätten absolut nichts zu tun mit „dem, was wir früher Imperialismus genannt haben“. Daraus sei logisch zu folgern, dass die 50000 Bombardements nur humanitäre Ziele haben könnten.

Ebenso hörten wir nun fast 10 Jahre lang zuerst gar nichts von Bodenschätzen unter Afghanistan, dann zwar von einigen Mineralien, aber nichts von Öl, und jedenfalls nicht unter der deutschen Zone.  Und nun erfahren wir, dass genau unter der deutschen Zone ein Riesenölfeld liege. Hält man die Grünen inzwischen für derartig konvertiert zu „dem, was wir früher Imperialismus genannt haben“, dass man ihre Abkehr vom Afghanistankrieg nur noch mit der Aussicht auf ein riesieges Ölfeld verhindern zu können glaubt?

Gleichzeitig erfahren wir, dass der Appell „Heraus aus der Sackgasse in Afghanistan“, der den Abzug ja unabhängig von Öl oder Nichtöl fordert, in jeder Hinsicht bestätigt ist. Der Krieg ist schmutzig wie der in Vietnam: Die „Ausbildung“ der Karzai-Truppen durch die Bundeswehr bedeutet Eskalation pur in Gestalt blutiger gemeinsamer Offensiven mit Opfern auf allen Seiten, die „gezielten Tötungen“ durch US-Spezialkräfte in der deutschen Zone eskalieren ebenso wie die Drohnenkillungen. Und dennoch werden die „Taliban“ nicht weniger. Und von „baldigem Abzug“ ist jedenfalls beim Oberkommandierenden Petraeus keine Rede mehr.  Wie wir es gesagt haben: „Exit“ bedeutet „Exitus“.

Schließlich erfahren wir ganz nebenbei noch eine makabre Spitze: die „gezielten“ Drohnenkillungen in Pakistan gegen die „Rückzugsgebiete der Taliban“ gehen selbst während der größten Naturkatastrophe in diesem geschundenen Land weiter: Es gibt nicht einmal eine Pause aus Pietät. Und unsere ach so kritischen Medien (kritisch gegenüber „gezielten Tötungen“ und anderem Kriegshorror nicht nur auf Seiten der Taliban, sondern auf beiden Seiten) wundern sich nun, dass für Pakistan nicht gespendet wird.

Vortrag im Atelierhaus Essen-Steele

Auf Einladung von Doris Schöttler-Boll hält Jürgen Link einen Abendvortrag zum Thema:

Wo eigentlich liegt das Feld der Künste? Überlegungen zu ihrer diskursiven Verortung im Dreieck Bourdieu-Luhmann-Foucault.

Wann? 

Freitag, 7. Mai, 20 Uhr

Wo?

Atelierhaus Alte Schule Essen-Steele, Äbtissinnensteig 6

„Monitor“ bestätigt Afghanistanappell

In der Monitor-Sendung Nr. 605 vom 22.4.2010 wurde klar, dass inzwischen sogar ein hegemoniales Medium und höchste internationale hegemoniale Instanzen wie das Internationale Komitee von Roten Kreuz (CICR) in Genf wesentliche Punkte des Appells „Heraus aus der Sackgasse in Afghanistan“ bestätigen.

Sowohl in der Moderation von Sonja Seymour Mikich wie in den Dokumenten von Markus Schmidt, Christoph Heinzle, Andreas Orth und Kim Otto ging es endlich in aller Deutlichkeit um die taktische Speerspitze des ganzen ISAF- und Bundeswehreinsatzes: das „gezielte Töten“ nach geheimen sogenannten „c/k-Listen“ (capture or kill). ( Dieser Begriff des „gezielten Tötens“, der bei den Prokriegsparteien des Bundestags nie in den Mund genommen wird, ist hiermit nicht länger Tabu in der öffentlichen Diskussion.)

Es wurde belegt: In der deutschen Zone finden routinemäßig „gezielte Tötungen“ durch US-Special Forces statt. Dokumentiert wurde ein nächtliches Massaker in Iman Said am 22.3. 2010. Ein afghanischer Mitarbeiter des DED kommentierte mehrere Leichen als „völlig harmloser Mensch ohne jede Schulbildung“ bzw. „etwas geistig zurückgebliebener Mensch“. Dann der Armeesprecher: „Es waren alles legitime Ziele, die wir durch spezifische Aufklärung aus mehreren Quellen als Kontaktleute von Al Qaida identifiziert hatten.“ Das von der Bundeswehr befohlene Massaker von Yakob Baj vom 4.9.2009 wurde dann als imgrunde zweifelsfreier Fall von „gezielter Tötung mit Kollateralschäden“ eingeordnet (vom Internationalen Roten Kreuz befragte Zeugen: [mindestens] 18 Kinder und Jugendliche als Opfer).

Sogar Nils Melzer vom CICR in Genf  (der imgrunde NATO-Mächte nicht kritisieren darf) äußerte „große Sorge“ über die „gezielten Tötungen“. Der Völkerrechtler Tomuschat von der HU rang sich dagegen zu einem klaren „Ja, ein Kriegsverbrechen“ durch.

Drei Punkte sind zu ergänzen, die (bisher) im hegemonialen Bereich noch Tabu sind:

1. Das systematische „gezielte Töten“ beruht ganz und gar, wesentlich und strukturell auf einem geheimdienstlichen Denunziationssystem für Belohnung mit Geld, zu dem die Interventen keinen direkten sprachlichen und kulturellen Zugang haben. Es besteht dabei demnach ein sehr, sehr hohes Risiko, dass die „Informationsquellen“ (siehe oben) ethnische, religiöse und andere gruppenspezifische (etwa Feindschaft zwischen Clans) Motive für Denunziationen einsetzen. Das ist vielfach belegt (s. dazu Marc Thörner, „Afghanistan-Code“, zum Fall Yakob Baj). Damit verstößt das „gezielte Töten“ nach geheimdienstlichen Denunziationen immer und grundsätzlich gegen selbst ein völlig überzogenes „Kriegsvölkerrecht“, weil immer und grundsätzlich Zweifel angebracht sind, ob es sich auch nur um „feindliche Kämpfer“ (zu schweigen von Kombattanten oder Terrorverdächtigen, die niemals außerhalb einer akuten Gefahr einfach liquidiert werden dürfen) handelt. Das darf ein Angestellter des CICR natürlich nicht sagen.

2. Ob „gezieltes Töten“ überhaupt mit dem Kriegsvölkerrecht vereinbar ist, ist keineswegs bereits völkerrechtlicher „mainstream“ – es ist noch ganz kontrovers.

3. Die Monitorsendung hat den absurden Widerspruch zwischen der von der Bundeswehr nun auch ganz offen übernommenen Counterinsurgency-Eskalationsstrategie einerseits und den angeblichen Gründen für das „Engagement“ anderseits („Stabilisierung“ Afghanistans, Schutz Deutschlands vor Terror aus Afghanistan) überzeugend herausgearbeitet. In dieser Perspektive erschienen Merkel und Guttenberg (SPD und Grüne kamen außer Nouripour nicht vor) als völlig irrational und schizophren. Das sind sie aber nicht, wenn der wahre Grund für ihr „Engagement“ ein  anderer ist (wie es der Afghanistanappell sagt): Um „ganz vorne in der 1. Welt-Liga spielen“ zu können, d.h. einen Platz unter den führenden Weltmächten zu behaupten, muss Deutschland beweisen, dass es inzwischen auch einen Counterinsurgency-Krieg (also einen Anti-Guerillakrieg) führen kann. Sonst ist man „zweitklassig“.

Der Afghanistanappell steht weiter zur Unterzeichnung bereit.

Ausbildung

(Karl Kraus zum Gedächtnis)

Die Bundeswehr, das wissen Fatz wie Tatz

Stellt Ausbilder und bildet im Galopp

Jetzt Azubis von Karzai aus, hopphopp!

Professionell, sonst ist es für die Katz.

Sie üben also friedlich einen Kampfeinsatz

Natürlich realistisch on the job

Damits nicht wird am Ende nochen Flop,

Sind echte Taliban der Feind bei dieser Hatz.

Doch diese hinterhältig feigen Taliban

Verüben einen Anschlag auf die Bundeswehr

Mitten im Friedenstraining spieln sie Krieg.

In ihrem dumpfen Fanatismuswahn

Schießen sie feige quer und spieln nicht fair

Versaun der Wehr den Aufstieg in die Champions League.

Wie weiter mit dem Appell?

Unser Appell "Heraus aus der Sackgasse in Afghanistan" wird im "Freitag" am 28.1.2010 (Londoner Konferenz) mit den bisher etwa 150 Signaturen publiziert werden. Zur Finanzierung der Anzeige gibt es ein zeitlich begrenztes Sonderkonto:

Konto 1060033501 Spaka Vest-Recklinghausen BLZ 42650150 (Inh. H. Dreier), Stichwort "Appell"

Der Appell hat auch im Gespräch mit  anderen Initiativen, die sich für einen Abzug der Bundeswehr einsetzen, wichtige Fragen aufgeworfen (auch Widerspruch ausgelöst) – wie die Problematik der "gezielten Tötungen" und ihre rechtliche Wertung (wo beginnt eine exterministische Kriegführung?) – wie die Frage, ob das Beharren auf dem Einsatz letztlich auch einer inoffiziellen Großmachtrolle geschuldet ist –  wie  den heiklen Punkt, ob die besonderen militärischen Erfahrungen in Deutschland ausgeblendet werden sollen. Schließlich müssen auch die Alternativen einer Deeskalationsstrategie möglichst konkretisiert werden. Dazu sollen weitergehende Analysen vorbereitet und zur Diskussion gestellt werden in einem "Werkstatt-Treff Heraus aus der Sackgasse in Afghanistan":

Wann: Samstag 6.3.2010, 10-18 Uhr (Mittagessen organisiert)

Wo: Kulturzentrum Bahnhof Langendreer, Bochum

Wir begrüßen ausdrücklich alle anderen Initiativen für einen umgehenden Rückzug und bitten umgekehrt, auch die von uns aufgeworfenen Aspekte mit zu diskutieren und ggf. mit zu berücksichtigen.

„Wir stehen voll hinter dem Protest der Belegschaft – GM muss Opel jetzt zügig stilllegen!“

Schizophren? Nicht vorstellbar? Wenn aber eine Bundesministerin und alle Landesminister genau solche Erklärungen abgegeben hätten – bloß auf einem anderen Politikfeld? So ist es tatsächlich: Auf die Forderung der protestierenden Studierenden nach Abschaffung der Studiengebühren, der Uni-Dualisierung und der völlig vor die Wand gesetzten Bachelor-„Reform“ mit ihrem absurden Verpunktungs- und Modulsystem, das auf Fast Knowledge, also Verdummung, und vor allem auf die Schaffung eines akademischen Billiglohn-Prekariats hinausläuft, antwortete Frau Schavan und antworteten die Kulturminister: Wir stehen voll hinter den Forderungen der Studierenden – jetzt sind die Unis am Zuge, ihre Hausaufgaben endlich zu machen und die „Reform“ endlich zügig umzusetzen! Vor allem: die Lehrinhalte endlich zügig zu entschlacken!

Studiengebühren? Schweigen. Dualisierung der Unis in Elite und Fast Knowledge, der Profs in Principal Investigators und E-Learning-Begleiter? Schweigen. Bachelor-Verpunktung und -Verdummung? Soll noch gesteigert werden („Entschlackung“)! Abschaffung der Hochschulräte mit ihren Crash-Bankern und der privaten Akkreditierungsagenturen? Schweigen. Wieder umgekehrt: Frau Wintermantel, Chefin der Rektorenkonferenz, kann weit und breit keine „Ökonomisierungstendenzen“ erblicken – sie hält diesen Begriff für „ideologisch“.

Offensichtlich gehen diese V-Träger davon aus, dass ihre Verdummungs-„Reform“ bereits gewirkt habe und die Protestierenden nicht merken würden, was jedem Opelarbeiter sofort aufstieße: Ihr fordert A? Aber wir sind doch total solidarisch mit euch und fordern doch genauso wie ihr endlich die zügige Umsetzung von Non-A! (Ein Modul Logik wäre Schlacke – ist aber weitestgehend schon entschlackt.)

Vortrag und Lesung im Kombipack

Im Rahmen der Tagung „Literaturwunder Ruhr“ hält Jürgen Link einen Votrag (Titel gegenüber dem ersten Programm geändert) zum Thema:

Ein Rhizom, hämmernd und kochend – oder wie die Heimatliteratur am Ruhrgebiet scheitert (mit einer autogenen Fluchtlinie).

Die Fluchtlinie besteht aus einer kurzen Lesung aus dem Roman „Bangemachen gilt nicht auf der Suche nach der Roten Ruhr-Armee. Eine Vorerinnerung“.

Wann? Freitag, 30. Oktober 2009

Wo? Bochum, Haus der Geschichte des Ruhrgebiets, Clemensstr. 17-19 (Nähe Schauspielhaus)

Siehe auch das übrige, spannende Programm im Internet!

Lesung aus der „Vorerinnerung“ in Marburg

Jürgen Link liest auf Einladung des AStA der Uni Marburg aus seinem Roman „Bangemachen gilt nicht auf der Suche nach der Roten Ruhr-Armee. Eine Vorerinnerung“.

Wann? Mittwoch, 8. Juli, 20 Uhr

Wo? Marburg, Steinweg 1 (in der Oberstadt).