„Wir stehen voll hinter dem Protest der Belegschaft – GM muss Opel jetzt zügig stilllegen!“

Schizophren? Nicht vorstellbar? Wenn aber eine Bundesministerin und alle Landesminister genau solche Erklärungen abgegeben hätten – bloß auf einem anderen Politikfeld? So ist es tatsächlich: Auf die Forderung der protestierenden Studierenden nach Abschaffung der Studiengebühren, der Uni-Dualisierung und der völlig vor die Wand gesetzten Bachelor-„Reform“ mit ihrem absurden Verpunktungs- und Modulsystem, das auf Fast Knowledge, also Verdummung, und vor allem auf die Schaffung eines akademischen Billiglohn-Prekariats hinausläuft, antwortete Frau Schavan und antworteten die Kulturminister: Wir stehen voll hinter den Forderungen der Studierenden – jetzt sind die Unis am Zuge, ihre Hausaufgaben endlich zu machen und die „Reform“ endlich zügig umzusetzen! Vor allem: die Lehrinhalte endlich zügig zu entschlacken!

Studiengebühren? Schweigen. Dualisierung der Unis in Elite und Fast Knowledge, der Profs in Principal Investigators und E-Learning-Begleiter? Schweigen. Bachelor-Verpunktung und -Verdummung? Soll noch gesteigert werden („Entschlackung“)! Abschaffung der Hochschulräte mit ihren Crash-Bankern und der privaten Akkreditierungsagenturen? Schweigen. Wieder umgekehrt: Frau Wintermantel, Chefin der Rektorenkonferenz, kann weit und breit keine „Ökonomisierungstendenzen“ erblicken – sie hält diesen Begriff für „ideologisch“.

Offensichtlich gehen diese V-Träger davon aus, dass ihre Verdummungs-„Reform“ bereits gewirkt habe und die Protestierenden nicht merken würden, was jedem Opelarbeiter sofort aufstieße: Ihr fordert A? Aber wir sind doch total solidarisch mit euch und fordern doch genauso wie ihr endlich die zügige Umsetzung von Non-A! (Ein Modul Logik wäre Schlacke – ist aber weitestgehend schon entschlackt.)

3 Antworten auf „„Wir stehen voll hinter dem Protest der Belegschaft – GM muss Opel jetzt zügig stilllegen!““

  1. bitte nicht die allgemeinbildenden schulen vergessen! auch dieser bereich des bildungswesens wird nach meinem „ideologischen“ urteil „ökonomisiert“.
    der folgende leserbrief dazu wurde sogar gedruckt und führte zu einer zustimmenden, leider nur privatmail, der stellvertretenden gew-vorsitzenden von nrw. zudem gibt es in nrw in der frage befürwortung weiterer privatschulen sogar ne „jamaika-koalition“. soviel zur >breite des protestes<:

    bitte veröffentlichen sie in der Rundschau für Unna folgenden leserbrief zu ihrem bericht „Englische Privatschule für Massen“ vom 1.10.09

    Nach dem vergangenen Wahlsonntag fragten die Medien erschrocken nach möglichen Ursachen für die politische Verdrossenheit, die zu der Wahlenthaltung von fast 30% der Wahlberechtigtengeführt haben könnten.
    Das lokale Beispiel der geplanten Gründung einer Englischen Privatschule in dem Gebäude der Gerhard-Hauptmann-Schule in Masse kann zeigen, wie diese Verdrossenheit entsteht.
    Sie ergibt sich aus den politischen und gesellschaftlichen Folgen des neoliberalen Grundprinzips „Privat vor Staat“.
    Steuerliche Großgeschenke an Oberschicht und Unternehmer schwächen die staatliche Finanzkraft so stark, dass zentrale Bereiche der Daseinsfürsorge chronisch unterfinanziert bleiben. Will der – wohlhabende – Bürger die notwendigen Leistung weiter erhalten, wird er zu privaten Zusatzzahlungen gezwungen, in der privaten Altersvorsorge, bei den Gesundheitskosten, für die Bildung.
    Bei den Bildungsausgaben liegt Deutschland im OECD Vergleich der Industriestaaten seit Jahren auf einem der letzten Plätze. Dem entsprechen Zustand und technische Ausstattung der Schulgebäude, die überfüllten Klassen, die mangelhafte Lehrerversorgung. Diese Zustände führen zu verstärkter Nachfrage nach Privatschulen. Bei einem geplanten Schulgeld bis über 1000 Euro pro Monat für die Schulgründung in Massen, können aber nur äußerst wohlhabende Eltern diesen Lösungsweg beschreiten. Für die Mittel- und Unterschicht bleibt nur das problembehaftete öffentliche Schulwesen. Da die Privatschulen, anders als ihr Name vermuten lässt, in ihren Grundkosten fast vollständig durch staatliche Steuermittel finanziert werden, bezahlt der einfache Bürger mit seinen Steuern die Luxusschule für die reichen Gruppen der Gesellschaft.

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