Bei repräsentativen Umfragen sprechen sich jeweils etwa zwei Drittel der Befragten in Deutschland gegen den Krieg der Bundeswehr in Afghanistan (und für den Rückzug) sowie für die weitere Führung dieser Bundeswehr durch Minister Guttenberg aus (trotz dessen „handwerklichen Fehlern“ in seiner Doktorerwerbs-Strategie und -Taktik).
Wenn man annimmt, dass die Mehrheit des bellizistischen Drittels (darunter viele Grünenwähler/innen) auch für den Oberkommandierenden Guttenberg votiert und die Mehrheit des Anti-Guttenberg-Drittels für den Abzug aus Afghanistan ist, stellt – grob überschlagen – das Schnittmenge-Drittel ein Rätsel dar.
Schizophrenie? Weibliche (und männliche) Suggestibilität durch den angeblichen Sex-Appeal? Oder die Annahme, dass der Minister, der die Wehrpflicht de facto abgeschafft und es dadurch unmöglich gemacht hat, dass jemals ein junger Deutscher, der sich nicht freiwillig dazu gemeldet hat, in Afghanistan fallen kann – dass dieser Minister den heimlichen Plan verfolgt, die Wehr in Kürze zurückzuziehen?
Gegen die zuletzt genannte Hoffnung spricht natürlich gerade die Umstellung der gesamten Wehr auf sogenannte „Elite“-Soldaten mit Profimentalität, die sich noch nie in der Geschichte viel Gedanken über Demokratie und Zivilistenrechte im Krieg gemacht haben. Es spricht auch Guttenbergs bedingungslose Zustimmung zur Petraeus-Eskalations-Strategie dagegen.
Also stehen wir beim Schnittmenge-Drittel vor dem Rätsel eines schwarzen Lochs. Bitte melden, wer hineinleuchten kann.
ganz einfach: die zustimmer machen ihn nicht dafür verantwortlich, daß die bw in afghanistan im einsatz ist, aber er ist als truppenbetreuer fast noch besser als jopie heesters:
– die bw war ja schon im einsatz, als er ins amt kam;
– er hat mutig die „wahrheit“ ausgesprochen, daß das ein kriegseinsatz ist;
– er betreut mit großem persönlichen einsatz (sogar mit frau!!) und „mut“ (übernachten im vordersten schützenposten) „unsere jungs“;
– sein imageberater sorgt dafür, daß davon genügend bilder in den medien erscheinen (kernercoup).
kurz und mit schiller: im gegensatz zu seinem vorgänger tut er seine pflicht mit anmut und würde (o. k., im hinblick auf würde ist dr. g. gerade ne kleine panne unterlaufen, seinem bundestagsauftritt fehlte folglich auch ein wenig anmut)
anton
lieber anton,
alles richtig: aber ist das nicht mehr die mentalität des bellizistischen drittels?
Deine ursprünglichen chaoten
bellizisten: g. managt einen notwendigen einsatz optimal;
überschneider: gegen krieg, aber g. managt dieses übel in noch bestmöglicher form (er macht das übel zum kleineren übel);
gegner: gegen krieg und dessen öligen propagandisten.
anton
das wäre dann eine arbeitshypothese, die empirisch geprüft werden müsste. kennst Du lebende beispiele?
u. ch.
leider nicht, habe nur mit vertretern der 3. gruppe darüber gesprochen.
anton