Unter der deutschen Zone im Norden Afghanistans liege eines der größten Ölfelder Mittelasiens. Das soll erst jetzt entdeckt worden sein. Die Frage ist wohl eher, weshalb es ausgerechnet jetzt (wieder, und diesmal groß) medial ausposaunt wird. Ist das nun ein Akt der Verzweiflung? Denn vor Tische las mans anders: Als unser Ex-Pazifistenfreund Ludger Volmer 1999 die circa 50000 Bombenangriffe auf Belgrad, Prishtina und andere Großstädte des Balkans rechtfertigte, war eines seiner wichtigsten Argumente noch, dass es unter dem Kosovo kein Öl gäbe und dass das bewiese, die 50000 Bombenangriffe auf Großstädte hätten absolut nichts zu tun mit „dem, was wir früher Imperialismus genannt haben“. Daraus sei logisch zu folgern, dass die 50000 Bombardements nur humanitäre Ziele haben könnten.
Ebenso hörten wir nun fast 10 Jahre lang zuerst gar nichts von Bodenschätzen unter Afghanistan, dann zwar von einigen Mineralien, aber nichts von Öl, und jedenfalls nicht unter der deutschen Zone. Und nun erfahren wir, dass genau unter der deutschen Zone ein Riesenölfeld liege. Hält man die Grünen inzwischen für derartig konvertiert zu „dem, was wir früher Imperialismus genannt haben“, dass man ihre Abkehr vom Afghanistankrieg nur noch mit der Aussicht auf ein riesieges Ölfeld verhindern zu können glaubt?
Gleichzeitig erfahren wir, dass der Appell „Heraus aus der Sackgasse in Afghanistan“, der den Abzug ja unabhängig von Öl oder Nichtöl fordert, in jeder Hinsicht bestätigt ist. Der Krieg ist schmutzig wie der in Vietnam: Die „Ausbildung“ der Karzai-Truppen durch die Bundeswehr bedeutet Eskalation pur in Gestalt blutiger gemeinsamer Offensiven mit Opfern auf allen Seiten, die „gezielten Tötungen“ durch US-Spezialkräfte in der deutschen Zone eskalieren ebenso wie die Drohnenkillungen. Und dennoch werden die „Taliban“ nicht weniger. Und von „baldigem Abzug“ ist jedenfalls beim Oberkommandierenden Petraeus keine Rede mehr. Wie wir es gesagt haben: „Exit“ bedeutet „Exitus“.
Schließlich erfahren wir ganz nebenbei noch eine makabre Spitze: die „gezielten“ Drohnenkillungen in Pakistan gegen die „Rückzugsgebiete der Taliban“ gehen selbst während der größten Naturkatastrophe in diesem geschundenen Land weiter: Es gibt nicht einmal eine Pause aus Pietät. Und unsere ach so kritischen Medien (kritisch gegenüber „gezielten Tötungen“ und anderem Kriegshorror nicht nur auf Seiten der Taliban, sondern auf beiden Seiten) wundern sich nun, dass für Pakistan nicht gespendet wird.