Dass der Krieg in Afghanistan und die Beteiligung der Bundeswehr daran Sackgassen sind, müsste inzwischen auch den bisher Zweifelnden klar sein. Was ist von all den schönen Ausssichten auf von der Bundeswehr militärisch erzwungene Frauenemanzipation und Demokratie geblieben?
Nur die letzten Nachrichten aus der deutschen Zone: Massenaufruhr im „vorbildlich stabilisierten“ Mazar-i-Sharif, Überfall auf das UNO-Gebäude und Ermordung von UNO-Mitarbeitern – unter den Augen der Bundeswehr. Grund des Aufruhrs die Verbrennung des Korans durch einen christlichen Fanatiker in den USA nach der Logik „Mitgefangen mitgehangen“. – Sehr verdichtete Hinweise auf intensive Beteiligung des KSK an der Praxis der „gezielten Killungen“. Ob das KSK selbst sogenannte „Kill-Teams“ (wie die USA) unterhält, ist unwahrscheinlich – allerdings arbeitet es, wie es scheint, zusammen mit dem BND intensiv mit an der Erstellung von Killungs-Listen für solche „Kill-Teams“. – Schließlich: Alle Truppen der ISAF, also auch die Bundeswehr, werden von der afghanischen Bevölkerung (mit gewissem Recht) für die Praxis der Drohnen-Killungen verantwortlich gemacht. Diese Drohnen-Killungen gelten inzwischen in der gesamten islamischen Welt als Nonplusultra einer zutiefst „feigen“ Kriegführung, zu der nur „christliche Westler“ fähig seien: anonyme Denunzianten lassen nach völlig unkontrollierbaren Kriterien die Opfer auf die Killungslisten (u.a. des KSK) setzen – Computersoldaten im sicheren Texas programmieren die Ziele ein und lenken dann im sicheren Texas die Drohnen auf die Dörfer der Opfer. Und die ISAF-Sprecher reden dann noch weiter von der „Feigheit“ ihrer Gegner – in einer Kultur, in der noch ein eher mittelalterliches Ideal von „Tapferkeit“ herrscht.
Betrachtet man also die Afghanistan-„Mission“ in ihrem gesamten, auch technischen, kulturellen und eskalationslogischen Zusammenhang, so stellt sie sich als eine GAUrisikotechnologie heraus, die es ebenfalls sofort abzuschalten gilt.
Dazu möchten wir auf dem 3. Werkstatt-Treffen unseres Appells „Heraus aus der Sackgasse in Afghanistan“, in dem die heute nicht mehr bezweifelbaren Wesenszüge dieses „schmutzigen“ Krieges beim Namen genannt wurden, einen weiteren analytischen Beitrag leisten. (Kann weiter im Netz unterzeichnet werden.)
WANN? Donnerstag, 7. April 2011, 16.30 Uhr bis 21.30 Uhr
WO? In der Evangelischen Stadtakademie Bochum, Klinikstr. 20
MIT WEM? Tobias Pflüger (IMI-Tübingen): „Vom Einsatz her gedacht“ – Zur „Reform“ der Bundeswehr. – Robert Zion: „Den Unwillen der Gesellschaft in die Pro-Kriegs-Parteien tragen – am Beispiel der GRÜNEN“. – Andreas Zumach: (Zur Libyen-Intervention)
Hiermit sind alle InteressentInnen und/oder Neugierigen herzlich eingeladen, besonders auch GRÜNE
PS.: Der „Kill-Team“-Skandal weitet sich aus. Dabei wird systematisch fehlinformiert: Ein einziges Kill-Team wird herausgepflückt, weil es Killungen von Zivilisten, die nicht auf den Killungslisten standen, vorgenommen und davon besonders zynische Fotos geschossen hat. Angeblich hat dieses Team gegen die Grundsätze von good governance solcher Teams verstoßen: Alle Killungen nach Listen sind „gut“, bloß Killungen außerhalb von Listen sind nicht okay – wer Listen „abarbeitet“, ist ein guter demokratischer Killer (vielleicht gehören auch schon Scharfschützen der Bundeswehr dazu).