1946 schrieb Bertolt Brecht aus bekanntem Anlass das folgende Gedicht:
DER KRIEG IST GESCHÄNDET WORDEN
Wie ich höre, wird in den besseren Kreisen davon gesprochen
Daß der zweite Weltkrieg in moralischer Hinsicht
Nicht auf der Höhe des ersten gestanden habe. Die Wehrmacht
Soll die Methoden bedauern, mit denen die Ausmerzung
Gewisser Völker von der SS vollzogen wurde. Die Ruhrkapitäne
Heißt es, beklagen die blutigen Treibjagden
Die ihre Gruben und Fabriken füllten mit Sklavenarbeitern, die Intelligenzler
Hör ich, verdammen die Forderung nach Sklavenarbeitern von Seiten der
Industriellen, sowie die gemeine Behandlung. Selbst die Bischöfe
Rücken ab von dieser Weise, Kriege zu führen, kurz, es herrscht
Allenthalben jetzt das Gefühl, daß die Nazis dem Vaterland
Leider einen Bärendienst erwiesen und daß der Krieg
An und für sich natürlich und notwendig, durch diese
Über alle Stränge schlagende und geradezu unmenschliche
Art, wie er diesmal geführt wurde, auf geraume Zeit hinaus
Diskreditiert wurde.
Wie lange dauerte die „geraume Zeit“? Allerhöchstens 54 Jahre, wie wir seit 1999 wissen, als die Kampfjets des Wiedervereinigten Deutschland mit den gleichen Eisernen Kreuzen, mit denen die Stukas des Schandkrieges 1941 bemalt waren, die gleichen Städte (Belgrad, Prishtina u.a.) bombardierten wie während des Schandkrieges. Joschka Fischer brachte es seinerzeit auf den Punkt, warum die neuen Bombardements entschändet waren: Weil Deutschland gerade deshalb, weil es an Schandbombardements schuld war, nun die Pflicht hatte, wieder zu bombardieren, weil nämlich diesmal Hitler ein Serbe geworden war. Seither wurde er Afghane, Iraker, Libyer – und nun Russe (ein eigentlicher Deutscher war er ja nie gewesen, weil in seinem innersten Wesen ein Asiate, was Ernst Nolte wissenschaftlich festgestellt hatte).
Seit 1999 ist nun wieder geraume Zeit vergangen, und es ist der Quasi-Bischof Joachim Gauck, der nun vom Abrücken abrückt und wieder an die Pflicht heranrückt, „zu den Waffen zu greifen“. Natürlich nicht auf „diese Weise“. Sondern auf entschändete, 100 Prozent saubere Weise, zum Beispiel nächstens mit unbemannten, von der Heimat aus gesteuerten Drohnen, wie Gott selbst. Zusammen mit dem Sozialisten (!) Hollande ergriff er die Gelegenheit „100 Jahre 1. Weltkrieg“ (der ja noch moralisch auf der Höhe war), um noch einmal klarzustellen, dass wir daraus lernen müssen, uns nie wieder einfach wegzuducken, wenn (ja wer wohl?) eine Agression vorbereitet. Er hätte es gegen den Atheisten Brecht auf den Punkt bringen können:
DER KRIEG IST ENTSCHÄNDET WORDEN!