Bundeswehr schafft „Kampfdrohnen“ an – wie bitte? Was für ein „Kampf“? Es sind Killdrohnen, die die Bereitschaft zu Selbstmordattentaten ernorm steigern!

Nun also doch Killdrohnen für die Bundeswehr. Erstens: Es findet ja kein Kampf statt. Die „Piloten“ sitzen bequem am Computer, zum Beispiel zuhause, stellen die Drohne per Joystick aufs Ziel ein und schießen dann die Raketen auf das Ziel ab. Das läuft oft auch im Dunkel der Nacht. Von „Kampf“ kann jedenfalls keine Rede sein. Zweitens: Die Bundesregierung behauptet, die geplanten „deutschen Drohneneinsätze“ hätten nichts mit den amerikanischen „außergerichtlichen Exekutionen“ zu tun – die Bundeswehr würde bloß bei Gefahr für „unsere Jungs“ die Raketen der Drohnen abfeuern. Für wie dumm soll das Volk eigentlich verkauft werden? Genauso wie bei den offiziellen Killungen sind die „Einsätze“ von der Lageeinschätzung abhängig, die entweder wie stets zweifelhaft sein kann oder direkt von „eingeborenen“ Informanten stammt, wobei Rachemotive mitspielen (all die bombardierten Hochzeitsgesellschaften!). Jedenfalls sind auch bei diesen „Einsätzen“ die Risiken von „Kollateralschäden“ enorm.

DRITTENS: DROHNENKILLUNGEN UND SELBSTMORDATTENTATE SIND SYMMETRISCH!

Drittens und ganz besonders drittens: In allen Ländern mit Drohnenkillungen wächst die Bereitschaft junger Fanatiker zu Selbstmordattentaten enorm. Diese Jungs (es sind ja schließlich auch Jungs) haben die angeblich „ritterlichen“ Kämpfe der mittelalterlichen muslimischen Helden gegen die Kreuzritter im Kopf. (Alle G7-Krieger und -Zivilisten sind für sie symbolisch „Kreuzfahrer“.) Und nun Drohnenkillungen, also eine Steigerung des „feigen Mordes aus dem Hinterhalt“ ins Entsetzliche! Immer mehr dortige Jungs sehen als einzige Gegenwaffe gegen solche Feigheit den „Märtyrertod“ im Selbstmordattentat.

VIERTENS: DAS VERSCHWIEGENE MOTIV – DIE „KILLRATE“

Viertens schließlich: Im Vietnamkrieg war die Statistik der Tötungen Wir vs. Sie (also die Killrate)noch ganz offiziell ein entscheidender Index der Kriegsführung. Ganz offiziell ging das Pentagon davon aus, bei einer Killrate von 10:1 (auf einen toten GI 10 tote „Vietcong“) sei der Krieg binnen 3 Jahren zu gewinnen. Das führte nicht nur zu Massakern an Dorfbewohnern, sondern auch massenweise zu falschen Angaben der kämpfenden Einheiten. Heute dürfte die Killrate weiter (wenn auch inoffiziell) ein wichtiger Index sein. Auch das aber hat Folgen beim Feind: Auch die „dschihadistischen“ Krieger (extrem im Fall von Al Kaida, Al Nusra, IS usw.) streben nach einer „positiven“ Killrate – am ehesten zu erzielen durch Selbstmordattentate wie jetzt in Istanbul: 10 Deutsche gegen einen IS-Krieger, Killrate 10:1.

Es ist nicht sicher, obwohl sehr wahrscheinlich, dass deutsche Touristen gezielt massakriert wurden. Zufall ist wahrscheinlich, dass dieses Massaker nun wirkt wie die „Antwort“ auf zwei deutsche Eskalationsschritte: Am Tage davor starteten die Tornados und verkündete Frau von der Leyen die Anschaffung von Killdrohnen. Leider hat die Eskalation einen Grad erreicht, an dem sie nicht einfach mehr zu ändern sein dürfte. Aber das bedeutet nicht, dass man nun einfach lustig drauflos ständig neue Eskalationsschritte wie jetzt die Killdrohnen noch draufsatteln sollte!

Die Azubis lernen schnell: Schon „selbständig“ eine Hochzeitsgesellschaft ausgelöscht.

Bisher wurden die Angriffe auf Hochzeitsgesellschaften in Afghanistan von westlichen Drohnen auf der Basis von Dienstelisten des CIA, BND usw. ausgeführt (siehe dazu den vorigen Post und mehrere frühere Posts). Gleich zur Feier des „Abzugs“ der NATO scheint nun tatsächlich ein solcher Angriff (mit traditioneller Rakete statt mit Drohne) „hausgemacht“ von der afghanischen Azubi-Armee geleistet worden zu sein. Wahrscheinliches Strickmustere wie üblich: Vermutlich Diensteinformation zu Lasten eines feindlichen Clans. Übrigens sieht man daran, dass die Azubis jedenfalls noch nicht als Drohnenpiloten infrage kommen: Das kommt, wenn überhaupt, erst im dritten Lehrjahr.

„Sichere“ Kriege durch Killdrohnen für die Bundeswehr – man kann wissen, wohin diese Reise geht!

Parallel mit der Ernennung einer Frau zur Wehrministerin, die sich dazu bisher nicht äußerte, startete gleich zu Neujahr der Bundeswehrverband mithilfe williger Medien eine großangelegte Kampagne für die „Anschaffung“ (!) von „Kampfdrohnen“ bei der Bundeswehr. In einem früheren Post dieses Blogs wurde festgestellt, dass bei automatischen Killmaschinen, die ihr menschliches Ziel aus dem Hinterhalt und meistens im Dunkeln töten, von „Kampf“ keine Rede sein kann. Es handelt sich schlicht und einfach um Killdrohnen – am Begriff „Kampfdrohnen“ erkennt man die willigen Vollstrecker, gerade auch in den Medien.

Wie versucht der Bundeswehrverband, die größte Lobbyorganisation für die „auch militärische deutsche Verantwortung in der Welt“, d.h. für das Mitmachen Deutschlands in der selbsternannten Welt-Junta von einer Handvoll kapitalkräftiger Weltgendarmen, die Killdrohne an die Charmeoffensive der neuen Ministerin für die „Vereinbarung von Arbeit (!) und Familie unserer Soldatinnen und Soldaten“ anzukoppeln? Mithilfe des Begriffs der „Sicherheit unserer Soldatinnen und Soldaten“. Also Reklame für „sichere Kriege“! Man will Kriege, aber sie sollen „sicher“ laufen – mit Killdrohnen.

Man kann bei solchen Sinnverdrehungen fast den Glauben an die Menschheit verlieren. Die Bundeswehr soll künftig noch mehr Kriege „in Übersee“ führen. Dabei hat sie den Krieg in Afghanistan (unseren „Dreizehnjährigen Krieg“) mehr oder weniger verloren. Gerade erfahren wir, dass Al Kaida im westlichen Irak einen Staat gründen will und schon eine Großstadt (Falludscha) kontrolliert. Als Ergebnis des Kriegs der USA von 2003ff.! Damals gab es keinerlei Al Kaida im Irak. „Wir“ haben den Afghanistankrieg angeblich mitgeführt, um dort Al Kaida und Taliban (bzw. alle möglichen „Aufständischen“) zu besiegen. Vergleicht man das Ergebnis mit dem im Irak, so ist ein ähnlicher „Endsieg“ zu erwarten.

Unsere Regierungen und ihre willigen Medien dröhnen uns den Kopf mit der Formel „Chancen und Risiken“ voll: Jetzt hätten wir eine große Chance, nämlich die Konsequenz aus dem Afghanistan-Desaster zu ziehen und auf die Rolle einer Weltjuntamacht künftig zu verzichten. Was der Bundeswehrverband (vermutlich im Auftrag der Regierung) fordert, ist das genaue Gegenteil: Augen und Ohren zu, das Debakel verleugnen und bereit sein für die nächsten „Abenteuer“. Die nächsten Anti-Guerillakriege werden wir nämlich trotz Vietnam und trotz Afghanistan „sicher“ gewinnen – dank Killdrohnen. Killdrohnen garantieren „Sicherheit für unsere Soldatinnen und Soldaten“… Partisanen werden künftig als „Terroristen“ definiert und sind dann Ziele von Killdrohnen und alles ist „sicher“. In diesem Blog wurde festgestellt, warum diese Rechnung nicht aufgehen kann: Für die Aufstellung der Killlisten für die Drohnen brauchen die Geheimdienste „eingeborene“ Informanten – man kann niemals verhindern, dass diese Informanten ihre Claninteressen vertreten und konkurrierende Clans als „Terroristen“ denunzieren und auf die Killlisten unserer Geheimdienste setzen. Die vielen von Drohnen gekillten Hochzeitsgesellschaften in Afghanistan sprechen Bände. Die Umdefinition eines Antiguerillakrieges in „Terrorbekämpfung mittels Drohnen“ funktioniert nicht – es bleiben Antiguerillakriege, und die sind nicht zu gewinnen, in denen gibt es keine „Sicherheit“.

Wohin im übrigen die Drohnenreise geht, zeigt die Planung des Pentagons: Liest man eines ihrer bekannt gewordenen Papiere, dann glaubt man – sich im Irrenhaus zu befinden? Oh nein, so etwas können die irresten Irren sich nicht ausdenken. Das Pentagon plant nämlich „denkende Drohnen“ für „alle Arten vom Eventualitäten: Aufklärung, Terrorbekämpfung, Bekämpfung von Massenvernichtungswaffen (!!!), Einsätze in umstrittenen Gebieten (!!!!!)“ – Drohnen mit der „Fähigkeit, eigenständige Entscheidungen ohne menschliches Zutun zu treffen“ – ferner Minidrohnen, die „als Schwarm von intelligenter Munition autonom mobile Ziele finden und zerstören können“. Das tischt uns ein Redakteur von SPON mit der üblichen zynischen Distanziertheit zwischen den Meldungen über Lewandowskis Wechsel nach München und Schumis Gesundheitszustand auf.

Und wozu unsere Ministerin das brauchen kann, ist sicher zu simulieren: Um die Anschaffung aktueller Killdrohnen zu „normalisieren“. Sie wird sagen: „Autonome“ Drohnen wird die Bundeswehr nie einsetzen – bei uns wird immer DER MENSCH (ich höre Foucault im Grabe lachen) die Entscheidung treffen. Wir kennen das Spielchen: „Nur Blauhelme – nie Kampfeinsätze; nur mit UNO; nur auf Einladung einer Regierung; nur im NATOgebiet, nie out of area; nie in von Hitler zerstörten Ländern; nur aus der Luft, nie am Boden; Risiko ja, Abenteuer nie“ usw.

Wir warten jetzt auf „hochkarätige“ Völkerrechtler, die – das alles für völkerrechtlich unbedenklich erklären? Nein zum Zynismus: Es muss doch noch welche geben, die das alles für völkerrechtswidrig halten und die Forderung unterstützen, KILLDROHNEN ZU ÄCHTEN.

 

 

Mörderisch: der Denunziations-Luftschläge-Krieg der NATO in Afghanistan.

Schon wieder hat die NATO eine ganze Einheit von Karzai-Polizei („Azubis“) aus Versehen per Luftschlag gezielt getötet. Sie „untersucht“ das jetzt wie üblich wieder (bis der „Vorfall“ von den westlichen Medien vergessen bzw. durch einen frischen „Vorfall“ überholt ist). Das vermutliche Ergebnis der Untersuchung wird sowieso wahrscheinlich top secret bleiben. (Und Wikileaks ist offenbar auch sehr geschwächt.) Denn die Menge solcher Versehen deutet auf systemische Ursachen, die zwar nicht schwer zu erraten sind, dennoch aber Tabu bleiben müssen, weil sie das Wesen dieses Krieges betreffen: Dieser Krieg wird hauptsächlich mit „gezielten Tötungen“ durch „Luftschläge“ geführt – und die Ziele dieser Schläge werden von „einheimischen“ Informanten (Denunzianten) bei den NATO-Geheimdiensten (z.B. BND, MAD) gemeldet. Diese durch strikte Anonymität „geschützten“ Denunzianten müssten ja Heilige sein, wenn sie nicht ab und zu Clanrachen und „ethnische“ Fehden per Anruf bei den NATO-Diensten regeln würden. Die Kombination ist teuflisch, weil die Luftschläger aus ihrem Jet und in den wenigen Sekunden des Schlages nicht nachprüfen können, ob die Opfer nicht Karzai-Polizisten sind. Inzwischen sollen auch bei der Bundeswehr schon schwarz-makabre Witze im Umlauf sein: Es bestehe eine Wahrscheinlichkeit von etwa einem Drittel, dass es sich bei den jeweiligen Karzai-Truppen um eingeschlichene Taliban handle – und dann wäre ein Versehen entweder doch keins, oder es würde jedenfalls die zulässige Collateral-Damage-Rate nur unwesentlich überschritten.

Dieser Krieg ist derartig schmutzig, dass der sofortige Abzug der Bundeswehr in keinem denkbaren Szenario einen schlimmeren Zustand hervorbringen kann als den der jetzigen „Stabilisierung“.